In dem Artikel „Preisfaktor Seltenheit“ habe ich bereits über die Begriffe Seltenheit und Überlebensrate einer Münze gesprochen und welchen Einfluss diese Größen – neben dem Erhaltungszustand – auf den Wert einer Münze haben. Hier möchte ich das Blickfeld noch einmal erweitern und den sog. Münzbuchstaben in den Mittelpunkt stellen, welcher – zusammen mit dem Prägejahr – eine gravierende Auswirkung auf den Münzwert hat.
Und das möchte ich an einem konkreten Beispiel vollziehen:

Sie sehen hier zwei Münzen, die sich zunächst sehr ähneln: Es handelt sich jeweils um eine Mark Silber aus dem Deutschen Kaiserreich, Jaeger 17, im vorzüglichen Zustand.
Allerdings: Die linke hat laut der 24. Auflage des Jaeger-Katalogs einen Wert von ca. 50 Euro, die rechte nur von 12 Euro! Und dies ist nur ein Beispiel! Es gibt noch viel, viel eklatantere Unterschiede, aber das Grundprinzip wird deutlich.
Woran kann dies nun liegen? Betrachten wir zunächst das Prägejahr: Beide sind aus dem Jahre 1911, dies kann schon einmal nicht die Ursache sein. Verbleibt nur noch eine Möglichkeit: Das sog. Münzzeichen, oder in diesem Falle genauer: der Münzbuchstabe, auch Emissionsbuchstabe genannt.
Unter Münzzeichen versteht man eine eingeprägte Kennzeichnung der Münze, welche z.B. früher verriet, wer den Münzstempel für die Prägung erstellt hat (der sog. Stempelschneider) oder den zuständigen Münzmeister identifizierte.
Seit dem 16. Jahrhundert wurde immer mehr dazu übergangen die sog. Münzstätte mittels eines Münzzeichens kenntlich zu machen. Unter Münzstätte versteht man den Ort, in dem die Münze geprägt wurde. Das allgemeine Münzzeichen wurde so zum Münzbuchstaben oder Emissionsbuchstaben. Für das Kaiserreich gibt es die folgenden Kennzeichnungen, die ich in dieser Tabelle aufgeführt habe:
A | Berlin |
B | Hannover |
C | Frankfurt |
D | München |
E | Dresden, ab 1887 Muldenhütten |
F | Stuttgart |
G | Karlsruhe |
H | Darmstadt |
J | Hamburg |
Für A, D, F, G und J gelten diese Prägestätten übrigens bis heute.
In unserem konkreten Falle ist die linke Münze mit D und die rechte mit E versehen. Und hier kommen wir der Ursache des Preisunterschiedes auf die Schliche: Laut Jaeger wurden von 1911 D nur etwas über 100.000 geprägt, von 1911 E jedoch über 700.000. Es ist daher davon auszugehen, dass von „E“ viel mehr Münzen bis heute überlebt haben als von „D“.
Als Münzsammler ist es häufig das Ziel, zumindest geht es mir so, für jedes Prägejahr alle Münzbuchstaben zu besitzen und mit der Zeit die Lücken immer weiter zu schließen.