Egal ob man ihn mag oder nicht: Der Bitcoin gewinnt immer stärker an Bedeutung, vor allem als Investitionsobjekt. Durch die Bitcoin-ETF-Zulassung in den USA, verstärkt sich dieser Trend weiter. In diesem und diesem weiteren Beitrag möchte ich aber nicht die Vor- und Nachteile des Bitcoins darstellen, sondern die – wie ich finde – geniale Idee dahinter.
Beginnen möchte ich in diesem Teil mit den historischen Rahmenbedingungen, unter denen der Algorithmus erfunden wurde und welche grundsätzlichen Probleme es zu lösen galt. Im zweiten Teil geht es dann um die konkreten Problemlösungen. Als Einsteiger soll dies Ihnen dabei helfen, den Bitcoin und seine Technologie besser zu verstehen. Und hierfür müssen wir zunächst eine kleine Zeitreise unternehmen.
Begeben wir uns in das Jahr 2007: Über die Jahre hatte sich auf dem Immobilienmarkt, vor allem in den USA, eine riesige Blase aufgebaut: Der Wert, genauer das, was man für ein Objekt bereit war zu zahlen, stieg von Jahr zu Jahr, immer horrendere Preise wurden für Immobilen gezahlt. Auch Personen mit geringer Bonität bekamen Kredite. Darlehen, die mit minderwertigen Immobilien abgesichert waren, wurden in verbrieften Wertpapieren, sog. Mortgage Backed Securities (MBS) für teures Geld weiterverkauft, ohne dass jemand wusste, was da eigentlich genau verbrieft war.
2007 begann die Blase jedoch zu platzen: Immer mehr private Eigenheimbesitzer konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen, Analysten erkannten, welcher Schrott teilweise in den MBS verbrieft war. Es kam zu Kreditausfällen, die Werte der Immobilien sanken massiv, die Banken trauten sich gegenseitig nicht mehr. Immer mehr Kreditinstitute mussten große Bereiche ihrer Forderungen abschreiben und ihre Verbriefungen massiv nach unten bewerten.

Diese Grafik zeigt beispielhaft die durchschnittlichen Hauspreise in den USA und den deutlichen Einbruch um das Jahr 2008 herum, hier grau hinterlegt.
Am 15. September 2008 dann der Paukenschlag: die US-amerikanische Großbank Lehman Brothers meldet Konkurs an. Somit mussten andere Banken wiederum ihre Forderungen gegenüber Lehman Brothers abschreiben – eine Kettenreaktion weit über die Grenzen der USA hinaus war die Folge. Diese weltweite Krise zwang die Staaten zum Handeln, genauer zum Drucken: Um die Liquiditätsengpässe zu beseitigen gaben die Notenbanken mit den verschiedensten Finanzinstrumenten Milliarden an die Banken, der Leitzins wurde massiv gesenkt.

In dieser Grafik ist – ebenfalls grau hinterlegt – der massive Einbruch der Zinsen um das Jahr 2008 zu sehen.
Es gab somit eine fundamentale Vertrauenskrise: Den Banken war das Vertrauen entzogen worden, schließlich waren sie es, die nicht unerheblich Mitschuld an der Misere hatten. Den Zentralbanken und somit dem Geld traute man auch nicht mehr, da die ultralockere Geldpolitik die Stabilität und Werthaltigkeit der Währungen bedrohte, denn: Wie viel ist ein Dollar morgen noch wert, wenn jeden Tag Milliarden von ihm gedruckt werden?
Was also tun, um dem drohenden Wertverlust der Währungen entgegenzuwirken? Eine Möglichkeit ist die Konvertierung des eigenen Vermögens in Gold. Dies hat aber auch viele Nachteile, wie man hier sieht:
- Bei aller Wertdichte: Gold muss trotzdem sicher gelagert werden, es zu transportieren ist schwer.
- Als Geld für den Kauf eines Leibes Brot ist es aufgrund der mangelnden Teilbarkeit nicht wirklich geeignet.
- Der Staat kann intervenieren und den Besitz von Gold beispielsweise verbieten.
Was also als Geld nutzen, wenn Gold doch so viele Nachteile hat? Egal welche Alternative Sie sich überlegen, es läuft immer auf folgende Probleme hinaus:
- Lagerbarkeit
- Transportierbarkeit
- Teilbarkeit
- Gefahr der staatlichen Intervention
Da wir uns am Anfang des 21. Jahrhunderts befinden, liegt es nahe, sich über digitale Alternativen Gedanken zu machen: Teilbarkeit, Transportierbarkeit und Lagerbarkeit sind damit leicht zu lösen. Dabei stoßen Sie jedoch auf ein großes Problem: Nehmen wir an, Sie haben es geschafft, einen digitalen Euro, nennen wir ihn MYCOIN zu entwickeln, z. B. in Form einer Datei. Dateien haben das Problem, dass sie beliebig oft kopiert werden können. Sie können also aus einem MYCOIN ganz leicht mittels Kopierens mehre MYCOIN erzeugen. Person B erhält von Ihnen die Datei und somit den MYCOIN; eine Sekunde später bezahlen Sie mit der gleichen kopierten Datei Person C. Dieses Vorgehen nennt sich Double Spending, also doppelte Ausgabe, und ist ein fundamentales Problem digitaler Währungen. Binäre Daten lassen sich beliebig oft kopieren und eine Kopie sieht genauso aus wie die andere – kein Unterschied.
Okay, denken Sie sich, kein Problem! Dann baue ich eine zentrale Stelle, einen zentralen Computer, über den die Dateien laufen: Wenn ich an B zahle, erfolgt dies über den zentralen Rechner. Hier wird geprüft, ob die Datei schon einmal verwendet wurde: Wenn ja, wird die Datei abgewiesen. Problem gelöst … aber halt: Jetzt habe ich ja wieder eine zentrale Stelle, auf die der staatliche Zugriff sehr einfach ist. Weiterhin ist hier Manipulation Tür und Tor geöffnet! Warum soll ich ausgerechnet diesem zentralen Rechner trauen, dass alles mit rechten Dingen zugeht? Das eine Problem wurde also nur durch das andere ersetzt.
Mit diesen Problemen und der politischen Gemengelage begeben wir uns in den Oktober 2008: Eine bis heute unbekannte Person mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto publizierte eine wissenschaftliche Schrift (ein sog. White Paper) mit dem Titel Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System, das hier auszugsweise zu sehen ist.

So unbekannt die reale Person, so bedeutend ihre Idee! Im Januar 2009 veröffentliche Satoshi Nakamoto die zugehörige Software und begründete damit einen eigenen neuen Zweig der Informatik: Blockchain & Distributed Ledger Technologies.
Doch was war nun genau seine Idee? Darum soll es in Teil 2 des Beitrages gehen.
Ein Gedanke zu „Die Idee hinter Bitcoin einfach erklärt – Teil 1“
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